Diese Komposition ist ursprünglich für Cimbalom Solo entstanden und steckt genauestens den Tonumfang dieses Instrumentes von C bis a''' ab. Wie einige andere meiner Kompositionen (z.B. JANUS für Gitarre Solo) besteht der Tonhöhenvorrat ausschließlich aus den Tönen der "weißen" Tasten. Hieraus entwickelt

sich die exponierte Stellung des Halbtonschrittes E-F, Mi-Fa, der zentrale Halbton unserer über 1000 Jahre

überlieferten Musikgeschichte. Während dieser Halbton strukturell das harmonische Geschehen bestimmt, tritt der andere, nicht minder brisante Halbtonschritt h-c mehr in seiner klanglichen Schärfe

in den Vordergrund, wohlbedacht, dass die Leittonwirkung nicht zu einem banalisierenden C-Dur führt. Mit großer Sorgfalt werden solche Basstöne vermieden, die das Abkippen zu einer Tonika hin zur Folge hätten. Trotzdem habe ich es mir nicht nehmen lassen, diese wirklich gefährlichen Basstöne G und C wenigstens je einmal zu setzen.

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Die Haptik dieser Musik geht wiederum vom Spiel des Cimbaloms aus und versucht, im steten Wechsel von rechter und linker Hand überhaupt selten Töne gleichzeitig anzuschlagen. Hierdurch entsteht der eigentümlich wiegende Charakter einer Klangbewegung, aus der in verschiedenen Stimmen Melodieverläufe sich herauskristallisieren und zugleich sich wieder im Grundpuls der langsam und kreisend arpeggierten Klänge verlieren. Situationen scheinen sich zu wiederholen, ohne doch identisch zu sein.

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Wo nun steht das Stück stilistisch? Scheinbar wird eine Klangwelt eröffnet, die man in der Nähe von Arvo Pärt oder Philipp Glass verorten möchte. Auch Spuren von Satie sind erkennbar, vor allem in der charakteristischen Modalität der "weißen Tasten". Ein Freund sagte: das ist Filmmusik. Gemeint ist wohl, dass die Musik sich leicht mit visuellen, bildnerischen, vielleicht filmischen Elementen auflädt. Der Titel Wiegenlied für kleine Bären  spielt nun aber einerseits darauf an, dass die Konturen eines Eisbären in einer ebenso weißen wie einfachen Bärenwelt wohl leicht verschwimmen, andererseits wurde es zur Schlafmusik meines damals kaum ein Jahr alten Enkels; während nun die größeren Menschen zuhören, dürfen sie sich dann ebenso in kleine Bären verwandeln.

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Im Laufe der Zeit sind einige Bearbeitungen entstanden und werden auch weitere entstehen. Das Stück lässt sich leicht notengetreu auf dem Klavier spielen, hier und da treten behutsam Oktavierungen hinzu. Eine erste Aufführung erfolgte in einer Bearbeitung für Cimbalom und Flöte, bald darauf erfolgte eine für Flöte und Klavier und schließlich eine weitere für Flöte, Klarinette, Violoncello und Klavier.  Auch andere Konstellationen sind denkbar, aber immer grundiert durch Klavier oder Cimbalom.

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